Reisebericht Segeltörn Rhodos nach Athen durch die Ägäis 29.10. bis 07.11.2004

(aufgeschrieben von Marlies Gade)

Teilnehmer:

Torsten Stöberl - Skipper

Simon Hausmann

Simone Schubauer

Marlies Gade

Henry Hampel

Freitag, 29.10.04

Für mich ging es um 07.10 Uhr in Berlin Schönefeld los. Mit Easy-Jet flog ich von Berlin nach Athen. Im Flieger war auch Henry, aber getroffen haben wir uns erst in Athen, wo Torsten schon auf uns wartete. Gemeinsam flogen wir dann um 14.50 Uhr mit Aegean Airlines nach Rhodos. Hier angekommen, nahmen wir den Bus zum Yachthafen. Dort gingen wir dann zur Bavaria 44 namens "Rebecca" der Charterfirma "Kiriacoulis". 17.00 Uhr sollte die Übernahme erfolgen. Wir hatten noch etwas Zeit und da erschien auch schon Wassili. Er gab sich als Freund des Mitarbeiters der Charterfirma aus und beschwor uns, bei ihm unsere Einkäufe für die nächsten Tage zu tätigen - der andere Kioskbesitzer sei zu teuer. Als Wassili verschwand tauchte prompt dieser auf und warb darum, bei ihm einzukaufen (mit den gleichen Argumenten).

Nun begann die Übergabe. Torsten stellte viele Mängel an dem Boot fest (Baujahr 2004). Es gab ein ziemliches hin und her (Anrufe in Deutschland), als auch noch Probleme mit Torstens Visa Card auftraten. Beide einigten sich darauf, am nächsten Morgen diese Probleme zu klären.

Hungrig und Torsten auch recht verärgert gingen wir erst einmal in die Altstadt. Diese von einer 4 km langen Stadtmauer umgebene wunderschöne Altstadt, die zum Weltkulturerbe zählt, ist wirklich sehenswert. Wir wollten aber zunächst mal nur essen. In einer kleinen Seitenstraße fanden wir ein kleines Straßenrestaurant (auf der Karte stand auch "Drunk Miez", was wir aber nicht probierten. Gesättigt, aber ohne Vorratseinkäufe kehrten wir auf's Boot zurück. Bevor wir schlafen gingen, nahmen wir noch einen "Schlummertrunk" von den mitgebrachten Vorräten: Rum mit Wasser! Auch an Poseidon ging ein kleiner Schluck.

Samstag, 30.10.04

Um 07.00 Uhr kommen Simone und Simon an. Beide hatten die Nacht in Athen verbracht und waren mit acht anderen Passagieren fast allein in der Boeing nach Rhodos geflogen. Nach dem Begrüßungs-Hallo gab es für beide eine kurze Einweisung und dann mussten wir los, um Vorräte für die kommenden Tage zu besorgen. Wir haben uns entschieden, bei Wassili einzukaufen, was den anderen Supermarktinhaber verärgerte. Während wir aussuchten und verhandelten, musste Torsten zum Boot zurück und erneut versuchen, die Kaution zu bezahlen. Als beides erledigt war, gingen wir duschen und danach gab es Frühstück. Gegen 11.00 Uhr ging es dann endlich los. Wir fuhren zunächst mit Motor. Später beim Versuch Segel zu setzen, gab es zunächst ein Problem mit dem Hauptsegel, was sich dann aber erledigte. Unsere große Fahrt begann.

Das erste Tagesziel war Alimia – eine kleine Insel westlich von Rhodos, ca. 35 sm entfernt. Unterwegs sahen wir zum ersten Mal Delphine. Wir erreichen die Bucht mit der alten und verlassenen Johanniterfestung, die sehr einsam und idyllisch liegt. Wir gehen baden, lassen das Beiboot zu Wasser (es gibt ein paar Probleme mit dem Motor…) und haben Spaß. An diesem Abend kochen Simone und Simon. Es wird ein langer Abend bei gutem Wein an Deck.

Sonntag, 31.10.04

Der Tag beginnt mit Baden und Beiboot fahren (diesmal klappt es auch mit dem Motor). Die Sonne scheint, es wird sehr warm. Nach dem Frühstück wird der Anker gelichtet und es geht los in Richtung Tilos. Wir haben kaum Wind und fahren nur mit Motor – vorbei an Tilos ca. 65 sm bis Astypaläa, der Schmetterlingsinsel. Die Sonne geht schon um 17.15 Uhr unter, mit der Vorbereitung des Abendbrotes beginnen wir gegen 19.30 Uhr. Simon bereitet uns Tsatsiki und Kartoffeln vor. An diesem Abend gibt es einen kleinen Aufsehen erregenden Zwischenfall: Henrys Taschenlampe geht über Bord. Alle spektakulären Rettungsversuche (per Fotos dokumentiert) bleiben erfolglos, auch wenn das Ertrinkungsopfer noch lange Leuchtsignale sendet. Das Abendbrot schmeckte lecker! Die Nacht ist sternenklar und wir beraten, wo das morgige Tagesziel liegt – es ist Santorini.

Montag, 01.11.04

Um 07.00 Uhr ist Wecken angesagt. Das Beiboot wird beigeholt, die Anker werden gelichtet. Simon erweist sich als wahrer "Herkules" beim Einholen des Heckankers. Die Segel werden gesetzt und es geht los. Frühstück gibt es unterwegs. Als wir an einer Lachsaufzuchtfarm vorbeikommen, sind plötzlich wieder Delphine da. Ich nehme die Videokamera und kann tolle Aufnahmen machen, als die Delphine vor dem Bug hin und her schwimmen. Die Aufnahmen zeige ich noch Torsten und Henry. Was mir zu Hause dann zur erschreckenden und traurigen Gewißheit wird, ist, dass ich die Kamera nicht wieder an das Aufnahmeende gespielt habe. Ich nehme bei nächster Gelegenheit weiter auf – über die Delphinaufnahmen drüber. Ich ärgere mich immer noch über soviel Dummheit!!

Auch an diesem Tag ist nicht viel los mit dem Wind. So gegen Mittag kommt Torsten auf die Idee mit dem Wasser- bzw. Bauch-Ski-Fahren. Er und Simon sind die Abenteuerlustigen, die sich zu unser aller Belustigung dem Gaudi hingeben.

Als Mittagessen gibt es spontan Bockwurst mit Brot. Wir kommen an der Insel Anafi vorbei. Unser Ziel ist ja Santorini. Den Hafen an der "Südseite" erreichen wir nach 55 sm gegen 17.00 Uhr. Wir entscheiden uns zum Landgang ein Auto zu mieten, Simone übernimmt es zu fahren. Wir fahren zunächst nach Thira und genießen von der herrlichen Aussicht einen Vorgeschmack in der Dämmerung. Dann fahren wir nach Oia, diesen kleinen romantischen Ort im Norden der Insel, wo wir nach einem schönen Bummel dann Abendbrot essen. Diesmal gibt es keine "betrunkenen Katzen", dafür aber freilaufende Hunde, die mit so traurigen Hundeaugen beim Essen betteln, dass keiner widerstehen kann.

Dienstag, 02.11.04

Nach dem zeitigen Frühstück fahren wir wieder nach Thira. Diesmal genießen wir die Wahnsinnsaussicht auf den Krater des "möglichen Atlantis" bei Sonnenschein. Simone und Simon wollen den Aufstieg aus der Bucht mit den Eseln ausprobieren. Torsten, Henry und ich gehen ins Museum, ein wenig Geschichte erspüren.

Nach dem Einkauf von neuen Vorräten und der Autorückgabe legen wir ab in Richtung Norden. Unser nächstes Ziel ist Sikinos, das 27 sm entfernt ist und das wir gegen 17.00 Uhr erreichen. Wir ankern in der Bucht, vor diesem verschlafenen Ort – Alopronoia – wo Zigeuner am Strand campieren. Wir ankern, das Schlauchboot wird ins Wasser gelassen und wir gehen baden. Zum Abendbrot gibt es Ratatouille. Wir sitzen lange an Deck, es ist eine schöne Nacht. Da kommt die Fähre und wir können beobachten, wie Baugerät – LKW und Bagger - verladen wird. 22.00 Uhr ist dann Zapfenstreich.

Mittwoch, 03.11.04

Beim Frühstück wird über das Tagesziel (es wird Vathi auf Sifnos, ca 33 sm im Nord-Westen sein) beraten. Hier werden zum ersten Mal auch gewisse Geruchsbelästigungen bemerkt. Der Wind weht mit Stärke 4-5, wir setzen Segel. Im Laufe der Fahrt wird der Wind dann stärker, so bis Windstärke 6 – es gibt eine schöne Gischt und wir haben ein gutes Tempo. In der Bucht vor Vathi angekommen, werden die Anker herabgelassen. Simon und ich gehen Baden. Als mit dem Schlauchboot zum Ufer übergesetzt wird, bleibe ich an Bord. Am Ufer wird die kleine Taverne extra für die späten Touristen geöffnet. Später zum Abendbrot gibt es Risotto mit Champignons. Da die Böen sehr zunehmen und das Boot sehr schlingert, wird entschieden: heute wird Ankerwache gehalten. Das Los entscheidet über die Reihenfolge – Simon, Marlies, Henry, Simone und Torsten.

Donnerstag, 04.11.04

Nach der letzen Wache ist Torsten noch an Deck. Die Anker haben gehalten. Diese Nacht hatte schon ein bisschen was Unheimliches. Der Wetterbericht sagt Windstärke 6-7 voraus und es soll erst zum Abend hin abflauen. Es kann ausgeschlafen werden. Frühstück (Rührei) gibt es heute unter Deck. Als wir los segeln, geht es in Richtung Kythnos. Der Wind wird immer heftiger, die Wellen immer größer. Wieder entdeckt Torsten Delphine, die uns kurz begleiten. Wir segeln mit der Fock. Auf Höhe von Serifos haben wir schon Windstärke 8. Die Fock wird eingeholt und Torsten entscheidet nicht bis nach Kythnos zu segeln. Stattdessen wird eine Bucht von Serifos angesteuert – Livadi. Im Hafen ist es ziemlich stürmisch. Beim Anlegen helfen uns andere Segler. Torsten kommt vom ersten Erkundungsgang an Land mit Kuchen zurück. Nach dem Kuchengenuß wollen wir mit dem Bus die 5 km nach Chora hinauf. In der kleinen Hafenbucht hüpfen die Wellen wie lauter kleine Frösche auf und ab.

Von Chora aus hat man einen wunderschönen Blick über die Insel. Hinunter gehen wir dann zu Fuß. Auch dann kochen mal wieder Simone und Simon – diesmal schwäbisch (Flädle-Suppe). An diesem Abend zählen wir die noch vorhandenen Weinflaschen (Hauswein von Wassili!) durch – es sind noch zu viele da. Henry΄s Kommentar dazu: "Wir mussten ja von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang segeln!"

Nach dem Essen sitzen wir noch an Deck und wollen den uns von Wassili als Ouzo angepriesenen Schnaps trinken. Die schwedischen Segler vom Nachbarboot kommen vorbei und es wird noch eine Weile geredet und ... getrunken.

Freitag, 05.11.04

Zum ersten Mal scheint morgens keine Sonne und der Wind hat auch nicht nachgelassen. Es heißt aber erst einmal Diesel organisieren und wenn möglich auch an Wasser zu kommen. Das mit dem Diesel klappt, das mit dem Wasser dauert eine Weile. Erst heißt es "closed", dann geht es doch noch (5,- €). Unser Bootsnachbar - die schwedische Familie - will zunächst das Boot im Hafen lassen und mit der Fähre weiterfahren. Nach Tagung des Familienrates entscheiden sie doch, es wird weitergefahren. Sie fahren uns voraus. Per Handy geben sie von unterwegs die Infos über Wind und Wellen an Torsten durch. Wir legen auch ab. Der Wetterbericht im Hafen sagte Windstärke 8-9. Draußen sind die Wellen riesig und es ist sehr böig. Unser Tagesziel ist Aigina - 66 sm nahe! Die Schweden wollen nach Poros. Wir fahren los in kompletter Montur inkl. Lifebelts. Das Boot wird von Brechern nur so überrollt. Am Anfang hat es mir sogar irgendwie Spaß gemacht, das Wasser und die Luft waren sehr warm und ich bedauerte, dass ich nicht filmen konnte. Das legte sich aber bald. Torsten machte noch ein paar Fotos, die die Wellenhöhen und unseren Zustand dokumentierten. Die Windstärke wechselt zwischen 6 und 8 - die "Rebecca" schlingert. Der Skipper lässt Fock und Großsegel setzen (aber nicht ganz raus). So bekommen wir mehr Geschwindigkeit. Die Wellen machen uns alle so richtig naß. Mittlerweile ist es dunkel geworden und der Hafen ist noch lange nicht in Sicht. Gegen 20.00 Uhr sind wir dann endlich da. Wir finden keinen Platz zum Anlegen. Der erste Versuch zu Ankern scheitert. Da kommt ein Grieche in einem kleinen Kahn und hilft uns. Wir sollen an einer Boje festmachen.

Wieder machen Simone und Simon das Abendbrot: Vorspeise (Käfer Käse??), Nudeln und Tomaten-Gemüse-Soße und Käse. Alle sind nach diesem Tag ziemlich geschafft und sehr müde. Nach nur einem Glas Wein und der Heckdusche (Simone und ich) heißt es: Gute Nacht!

Samstag, 06.11.04

Nach dem anstrengenden Vortag stehen wir etwas später auf. Der Wind hat nachgelassen, der Himmel ist leicht bewölkt. Torsten und Simon nutzen heute früh die Heckdusche.

Zum Frühstück an Deck gibt es Pfannkuchen. Vor dem Landgang versuchen Torsten und Henry das Problem mit dem Abwassertank zu lösen, da der Gestank sehr lästig ist. Es gelingt nicht.

Mit dem erschlafften Schlauchboot setzen wir über zum Landgang. In dem kleinen Hafen reihen sich unzählige gemütliche kleine Tavernen aneinander, dazwischen schöne "Blumengärten". In einer Taverne kehren wir kurz ein. Dann gehen wir an Bord. Wir essen den Rest Nudeln und segeln dann um die Insel zum Haupthafen. Dort ankern wir kurz, um den Tempel der Aphaia zu besichtigen. Torsten bleibt an Bord. Der Aufstieg ist recht beschwerlich, lohnt sich aber.

Nun geht es auf die letzte Etappe - 16 sm nach Athen. Es ist kaum Wind und je näher wir Athen kommen, umso dichter wird der Schiffsverkehr. Riesige Containerschiffe kreuzen unseren Weg. Langsam kommt Athen in Sicht. Wir setzen noch einmal Segel.

Die Einfahrt in den Hafen ist überwältigend und bedrückend zugleich: Die Boote und Schiffe liegen in 2. und 3. Reihe. Eine Tankstelle ist nicht zu entdecken. Dann sichten wir die Mole der Chartergesellschaft "Kiriacoulis". Wir legen in 3. Reihe an. Die Schwedische Familie begrüßt uns von weitem. Diesel tanken wir aus Kanistern von anderen Booten nach. Wir fangen an, unsere Sachen zu packen. Die Abnahme geht dann recht schnell, wenn auch mit einem großen Schrecken – das Klo! Aber es geht alles problemlos.

Den letzten Abend verbringen wir in einem schönen Restaurant in der Nähe des Hafens.

Sonntag, 07.11.04

Letzter Morgen an Bord: Torsten muß als erster los. Wir vier frühstücken dann noch zusammen und räumen auf. Das Verlassen des Bootes mit dem vielen Gepäck über die anderen Boote hinweg ist dann noch einmal spannend. An der Straßenbahnhaltestelle verabschieden wir uns: Simone und Simon fahren zum Flughafen und Henry und ich haben noch den ganzen Tag Zeit.

Wir beide fahren mit der Straßenbahn in die Stadt, wollen zum Bahnhof unser Gepäck aufgeben. Kurz vor dem vermeintlichen Ziel bleibt die Bahn stehen, es geht nicht weiter: Alles ist gesperrt wegen dem Marathonlauf in der Stadt. Wir steigen auf die Metro um und werden auch bald unser Gepäck los. Dann fahren wir zur Akropolis. Das riesige Areal ist beeindruckend. Ich habe viele Fotos gemacht, vielleicht geben sie einen Eindruck davon wieder. Nach einem Bummel durch die Altstadt haben wir uns auf den Weg gemacht: erst Gepäck abholen und dann zum Flugplatz. Bei uns im Flieger waren viele Marathonteilnehmer. Angekommen in Berlin waren die Temperaturen beeindruckend – ich musste die Autoscheiben frei kratzen!